Die Verleihung des Geilo trägt dieses Jahr beträchtliche autobiographische Züge. Freilich ist nun nicht das ganze Jahr und schon gar nicht chronisch angeordnet abgedeckt, obwohl es absolut und ein für alle Mal zugedeckt gehört. Zugeschüttet!! Auf dass es sich nie wiederhole!!
Der GEILO 2015 für Inkompetenz und Arroganz geht einfach schon wieder an die SVA Zürich... Um also die Frage von letztem Jahr zu beantworten: Ja, in der Tat scheint das ein Loop zu werden. - Die Dame H.J. übertraf dabei die Dame J.S., die vor zwei Jahren den Geilo 2013 für diese Institution eroberte. Für die IV klärte sie meinen Assistenzbeitrag erneut ab und sicherte so den Geilo 2015 für eine ganz ausgezeichnete Verschwendung von Lohnbeitrags-geldern. Es ist null Frage, dass ein zutiefst 47-jähriger Mensch mit Friedreich Ataxie an Hilfe die höchste Bedarfsstufe hat. Punkt. Um das zu wissen, braucht die IV keine aufwendige Befragung mit so bedeutungsvollen Erkundigungen durchzuführen wie Ob es theoretisch möglich sei, dass ich allein spazieren gehe? Wer nun denkt, hinterher würde gefragt, ob das denn praktisch auch geht, irrt. Ei freilich geht das theoretisch! Theoretisch kann ich ja auch die Treppe runter fahren. Praktisch ist anders und praktisch egal. Die Fragerei bröselte übrigens Mitte Juli 2015 und jetzt ist Ende Januar 2016. Entschieden ist - nichts. Und so drängt sich auf, zu fragen: Kann die SVA Zürich theoretisch auch schnell arbeiten?
Das Jahr 2015 war für mich ein fürchterliches, geprägt von Unfällen und jensten komischen Symptomen, Fahrten mit der Ambulanz, Krankenhaus stationär, Medikamentenfluten und zahllosen Arzt-, Untersuchungs-, Kontroll- und Therapieterminen. Den beiden endkrassen Monaten Juli und August verpasse ich den Geilo 2015 für Unbarmherzigkeit und nachhaltige Folter. In einer Nacht bin ich echt schier krepiert und von all dem Zeugs, das mich schliesslich ins Spital brachte, erhol ich mich glaub nimmer. Wichtigster Kauf im Frühjahr 2016: eine mobile Klimaanlage!
Im Zuge der Ereignisse leere ich nunmehr jeden Morgen den Haufen vorbereiteter Medis auf dem Frühstückstisch aus und frag mich, ob es überhaupt notwendig ist, noch etwas anderes zu essen. - Natürlich ist es das. Manche Tabs sind ja vor der Mahlzeit, manche während des Essens und manche danach zu schlucken. Bitte lesen Sie die Packungsbeilage! Und so nähern wir uns dem nächsten Preisträger: Die Schweizerische Arzeimittelbehörde Swissmedic krallt sich den geilo 2015 für die beissendste Endlosschlaufe. Bilaxten und Telfast sind zwei Pilleli, die gegen Juckreiz wirken sollen. Im Text der Packungsbeilage scrollen Sie weiter runter zu den Nebenwirkungen, unter denen auch - jawoll! - Juckreiz aufgeführt ist. Aha. Also Juckreiz A und Juckreiz B. Zum Arzt gingen Sie wegen Juckreiz A. Jetzt nehmen Sie eins der Mittel und sind geheilt, haben dafür Juckreiz B. Oder aber Sie sind nicht geheilt und haben immer noch Juckreiz A. Jedenfalls klagen Sie beim Kontrolltermin über Juckreiz. "A oder B?" fragt der Zauberer und Sie zucken mit den Achseln. "Macht nichts! Da hab ich was für Sie!" - Spätestens dann juckt es Sie in den Fingern, irgendwen kräftig zu würgen.
Woher das mit dem sinkenden Hämoglobinspiegel bei mir kommt, weiss (noch) keiner, aber wenigstens der Blutverlust konnte gestoppt werden. Zweimal wurde ich von einem männlichen Mitarbeiter der Abteilung für Gastroenterologie aus dem Rolli hinauf auf die Liege gewuselt und nach der Untersuchung wieder runter, aber beim dritten Mal war er nicht da. Der Geilo 2015 für paradoxen Klartext geht ans Stadtspital Waid Zürich. Dort, beim erwähnten dritten Mal, als niemand da war zum Helfen und sich auf die Schnelle auch niemand finden liess, fielen die denkwürdigen Worte Jo wüssed Si, mir sind uf so öppis nöd vorbereitet! - Okay, ist ja auch nur ein Krankenhaus, wo man auf so öppis nicht vorbereitet ist. Wer käme da auf die absurde Idee, dass jemand mit Rollstuhl irgendwie untersucht werden muss?? Und ich war ja erst zweimal da. Da kann man mich ja noch nicht kennen. Ich selbst wundere mich jedenfalls überhaupt nicht mehr über meine Refluxösophagitis. Die Frage ist nur, ob ich es in den Griff kriege, dass es mir dauernd hochkommt. Sauer und ätzend.
Seldwylische Tiefen. Weil es nicht genug ist, eine Friedreich Ataxie, eine Kataplexie, Krämpfe, Blutverlust und Schlafstörungen ertragen zu müssen, erfinden mir unbegreifliche Trolle Erschwernisse, die das Fiasko märchenhaft aufpeppen. Das sei sehr, sehr notwendig, finden die Genossen R.B. und A.M. von der Baugenossenschaft ASIG, in deren Siedlung ich ein stilles Gemach bewohnen darf. Sie sind nämlich der Ansicht, dass meine Prinzessinnen und Prinzen ihre Pferde nicht gleich vor dem Schlosse anbinden dürfen, sondern dass die Gäule in die blaue Zone oder in die Tiefgarage gehören. Später dann erhält meine Notfallprinzessin eine königlich angeordnete Sondergenehmigung, jedoch müsse ihre Kutsche nach kurzer Frist unten umparkieren, derweil ich oben in Krämpfen darniederliege - ich soll doch bitte den Scheiss schnell unterbrechen, bis sie wieder kommt... Ja ach!! Könnt ich!! Also diese beiden bekommen den Geilo 2015 für den überflüssigsten Klotz, der mir je zwischen die Speichen geworfen wurde. Der Wolf B.W. von der Firma PPC, den die beiden angeheuert haben und der wild und schröcklich pustet, überwacht die Besucherparkplätze vor dem Haus und verpasst meinen Assistentinnen und Assistenten Bussen, selbst wenn gaaanz viele Plätze frei sind. Aus Prinzip. Aus überzeugter Eidgenossenschaft. Aus bärtigster Engstirnigkeit. Jooaaah do chönnt jo jedä! Er bekommt noch ein Geilööchen für das zweifellos wärmste Geblase des Jahres. - Und wenn sie nicht gestorben sind, kaprizieren sie sich noch heute.
Das Jahr 2015 wartete allerdings auch mit der Erfüllung eines lange gehegten Wunsches auf. Dafür liess ich mir freiwillig an den Augenlidern rumschnetzeln und wieder blühte es um meine Nase violett und grün und geschwollen... Doch das Schnipseln - äusserst sorgfältig und sehr professionell durchgeführt - lohnte sich voll und nun strahlen die Kieker betörend und weit offen wie zu der Sottigen besten Zeiten! Wer angeblinzelt werden mag, soll halt schauen kommen… Der Geilo 2015 für lebendiges und kreatives Silberstreifen inmitten eines morbiden Chaos geht an Dr. med. Arno B. Sailer von FOCUS LASER in Zürich. Zuvorkommend geht ohne prätentiöses Gefummel auch hab ich wieder mal erfahren dürfen. Freundlich und charmant und sich um nichts kümmernd als um meinen scharfen Blick - dafür bekommt er jetzt auch noch einen Kuss!
Freilich gab es 2015 nicht nur vertätschte Gesichter und Augenklappen. Es gab durchaus erfolgreiche Anstrengungen, den Katastrophen entgegenzuwirken. Mein Bad gleicht mittlerweile einer halben Chilbi... Die umliegenden Baumärkte wurden nach Schienen, Seilwinden, Flaschenzügen und Polstermaterial gescannt. Unzählige Freunde und Bekannte legten Hand an, meine Ideen zu verwirklichen und zu verbessern. Alle, die tapferst gebohrt, geschraubt, gehämmert, gehandlangert, geklebt und genäht haben bekommen einen Geilo 2015 für echt effiziente Hilfe. Im gleichen Zug geht der Geilo 2015 für eine satansblitzschnelle Reaktion an meinen Assistenten Jerry. Ohne seine unfassbar schnell gegen meine Stirn gedrückte Hand hätt ich mich einmal mehr kopfüber vom Klo gehustet. Er bewahrte mich vor BlutlacheNotrufAmbulanzNotfallNähen- RöntgenMRIVeilchenSalbenKontrolleNachkontrolle und bescherte uns eine Pose, die unsäglich dämlich ausgesehen haben muss.
Den Geilo 2015 für die unschuldigste und charmanteste politische Unkorrektheit geht an meine Assistentin Sylvia. Das Tablett beladen mit Suppe, Salat und Chai (sie) wie auch Pizza, Coci und Lindt (ich) steuert sie Richtung Kasse und strahlt mich an: "Goosch Du scho mol go sitzä?" - Man beachte übrigens auch das Hilfsverb.
Im letzten Moment sicherte sich Callboy L. noch einen Geilo 2015, und zwar den für das gelungenste Danebenhauen. Den Stundentarif von CHF 500.- (fünfhundert) begründetder Luxusbeischläfer mit dem Satz "Kualität hat eben ihren Preis" - ein samenpumpengeiles Verfehlen des Nagels Kopfes!! Erstaunlich eigentlich für einen Berufsnagler. Der Pimpek dieses Kerls muss irgendwie vergoldet sein. Zudem scheint der Bube mit seinem Requisit auch das Gaspedal seines Autos zu bedienen, denn fürs Herkommen will er auch noch grad so viel. Fürs Abnageln hinterher dann auch. Mannmannmann. Tussi soit qui mal y pense...